· 

Fokus im Training


Sieht man eine Technik zum ersten Mal, oder ist man den Stil des Lehrers nicht gewöhnt, kann es schnell sein, dass man nicht weiß worauf man als erstes achten soll und den Überblick verliert. 

Keine Sorge, es ist uns allen schon mal so gegangen. 
Es gibt aber einen wichtigen Unterschied zwischen einem erfahrenen Budôka und einem Anfänger:
Der Fokus! 
Worauf fokussiert sich ein erfahrener Budôka also oder worauf sollte er sich fokussieren? 
Im Bujinkan betreiben wir eine Kampfkunst, die den Einsatz des gesamten Körpers (Taijutsu) ausmacht. Wo sich der Körper befindet und wie dieser ausgerichtet ist, wird maßgeblich von unserer Basis, den Beinen bestimmt. 
Als moderne, westliche Menschen des 21. Jahrhunderts sind wir sehr von den Aktionen und Bewegungen unserer Arme bzw. unserer Hände beeinflusst. Treffen wir uns beispielsweise mit Freunden und begrüßen uns, geben wir uns die Hände oder umarmen uns. Was die Beine in dieser Situation machen, geschieht eher unbewusst. Sitzen wir in einer Besprechung oder unterhalten wir uns angeregt mit unserem Partner, sind es im Regelfall unsere Arme, die uns beim Gestikulieren unterstützen. 
Zugegeben, die Beine in diesen Momenten aktiver zu nutzen, könnte in skurrilen Szenen enden. 
Es verdeutlicht aber, wie wenig wir mit unseren Beinen machen, außer das, was wir bereits seit unserer Kindheit beherrschen: Laufen.
Der Punkt ist: mit unseren Händen lernen wir immer wieder neu, filigrane Bewegungen auszuführen. Sei es bei einem neuen Handyspiel, dem Zubereiten eines neuen Kochrezepts oder Ähnlichem. 
Die Beine müssen nur sehr selten Neues lernen.
Im Budô Training führen wir Bewegungen nun aber nicht immer so aus, wie wir sie aus dem Alltag gewohnt sind. Um Kraft in einen Angriff stecken zu können, nutzen wir den ganzen Körper. Wir bewegen also niemals nur die Arme, sondern immer auch die Beine. 
Um die Balance von Uke zu brechen, bewegen wir uns in die richtige Distanz, im richtigen Timing. Diese Distanz erreichen wir indem wir unseren Körper genau dorthin bewegen. Auch dies geschieht mit unseren Beinen. Um einen Hebel ausführen zu können, nutzen wir unsere Beine. Die Beine sind hierbei aber neben der Distanz zu Uke auch wichtig, um uns absenken zu können, ohne selbst das Gleichgewicht zu verlieren. 

 

Ein erfahrener Budôka versucht daher immer zu erkennen was die Beine machen (sollen)!

 

Später, mit wachsender Erfahrung, sind es dann allerdings weder der Oberkörper, noch die Beine oder die Arme, die Fokus der Achtsamkeit im Training sein sollten.
Irgendwann ist es nur noch die Ausgangslage, das anzuwendende Prinzip und die Endposition.
Alles dazwischen ergibt sich aus der Erfahrung des Budôka.
Auf dem Weg dahin solltet ihr euch aber bewusst sein/ werden, dass nicht immer das Offensichtliche oder die Handlung, die auf Augenhöhe abläuft, den Erfolg einer Technik ausmacht.
Es ist zunächst immer das Taijutsu.
Das Taijutsu jedoch beginnt mit den Beinen.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Ausprobieren.
Ganbatte (Keep going)

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Umidanuki Dôjô (Samstag, 24 August 2019 16:30)

    Worauf achtet ihr im Training?
    Liegt euer Fokus auf einem ganz anderen Aspekt?

    Lasst es uns wissen...

  • #2

    Amnesia (Mittwoch, 28 August 2019 18:54)

    Die Fragen sind interessant.
    Vor allem achte ich auf die richtige Haltung u Ausführung. Dadurch sind viele Bewegungen sehr steif in der Ausführung u man bleibt nur plump stehen bzw bewegt sich nicht ganz normal.
    Worauf der Aspekt liegt, die Antwort kann ich so nicht leicht beantworten. Augenmerk liegt auch auf der japanische Aussprache.

  • #3

    Umidanuki Dôjô (Donnerstag, 29 August 2019 21:41)

    Es ist gut, dass du auf deine Haltung achtest.
    Bevor du Uke destabilisieren kannst, ist es immer wichtig zunächst selbst in stabiler Kamae zu stehen. Dass deine Bewegungen dadurch Anfangs hölzern, oder wie du es formuliert hast, plump wirken, ist ganz normal. Der Fluss in deinen Bewegungen kommt mit der Erfahrung und Routine.
    Bleib dabei und trainiere weiter... 忍; Nin - Durchhalten.

    Und keine Sorge, auch die japanischen Begriffe kommen mit der Zeit von ganz alleine.