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Der Sinn und Unsinn von Kata


Jeder Budôka kennt diese Situation.

Eine Kata wird vorgeführt und die Schüler trainieren diese Kata. Als der Shidôshi die Kata ausgeführt hat, wirkte diese auch noch plausibel, effektiv und sicher. Doch während man sie selbst ausführt, kommt einem diese Kata nicht so vor. Woran liegt das?

 

Ist die Kata unsicher?

Führt man die Kata falsch aus?

Liegt es an Uke?

Hat es der Shidôshi "falsch" gezeigt?

 

Wie zumeist im echten Leben, ist die Antwort nicht so eindeutig, wie man es sich wünschen würde.

 

Denn im Regelfall ist alles wahr.

 

Doch blicken wir tiefer und analysieren die benannten Ursachen etwas genauer.

Ist es die Kata?

Jede Kata dient dem Erlernen eines Bewegungsablaufs.

Auf einen definierten Angriff wird in einer ebenfalls vorher festgelegten Art und Weise reagiert. Eine Kata kann daher nur funktionieren, wenn diese Bedingungen eingehalten werden.

Ist die Kata deswegen unsicher? Ja!

Denn: Eine sichere Kata gibt es nicht.

Jede Kata besitzt Lücken oder Unsicherheiten, die Uke ausnutzen kann. Diese Lücken jedoch zu kennen, ermöglicht es Tori auf eine Kaeshi Waza (Gegentechnik) von Uke vorbereitet zu sein. Dieses Wissen kann dann sogar gegen Uke verwendet werden, indem bestimmte Lücken bewusst von Tori zugelassen werden, nur um dann Ukes Gegentechnik wiederum gegen Uke zu verwenden.

Verzweifelt daher nicht, weil eine bestimmte Kata gerade gekontert werden oder Uke sie verhindern konnte. Lernt daraus, wie Uke dies getan hat und versucht diese Lücke zu schließen.

Dies wird sicherlich eine andere Situation erzeugen, die dann wieder andere Möglichkeiten eröffnet, aber auch zulässt. Doch all das ist gut und erforderlich auf dem eigenen Budô.

Ist es die Ausführung?

 Es liegt fast immer auch an der "falschen" Ausführung. Dieses "Falsch" bezieht sich jedoch nicht grundsätzlich auf einen falschen Bewegungsablauf. Zumeist werden die grundlegenden Schritte eingehalten und so wie auch vorgeführt, zuerst das linke, dann das rechte Bein bewegt, etc.. Häufiger sind es die 5 Basiselemente, die bei der Ausführung nicht bedacht/ eingehalten werden.

Stellt euch daher als erstes die Frage: "Stehe ich in Balance?". Solltet ihr diese Frage verneinen müssen, habt ihr bereits entdeckt, warum die Kata nicht funktioniert. Könnt ihr die Frage aber mit "ja" beantworten, prüft ihr das nächste Basiselement.  Solltet ihr dann irgendwann wieder mit "nein" antworten müssen, versucht ihr die Kata erneut und fokussiert euch dabei beispielsweise auf die richtige Distanz.

Habt ihr die richtige Distanz gefunden und stoßt auf weitere Probleme oder ihr wollt die Kata einfach nur weiter perfektionieren, beginnt ihr wieder mit dem ersten Element und fragt euch erneut, ob Balance, Distanz, Timing, Rhythmus und Gespür richtig eingesetzt werden. 

Ist es Uke?

Die genaue Einhaltung eines Bewegungsablaufs ist es, was den Erfolg einer Kata verspricht. Diese Wahrheit ist jedoch zugleich eine Unwahrheit.

Denn: Jeder Uke ist anders.

Wird ein Bewegungsablauf ohne Rücksichtnahme auf die Reaktionen von Uke ausgeführt, verliert die Kata ihre Natürlichkeit. Gleichzeitig verändert dies das Zusammenspiel von Tori und Uke, da dieses hierbei schlicht nicht stattfindet. Dies ist jedoch essentiell für den Erfolg einer Kata. Es ist daher erforderlich eine Kata, unter Beibehaltung des gezeigten Ablaufs, auf Uke und seine Reaktionen anzupassen.

Reagiert Uke beispielsweise auf eine Gewichtsverlagerung durch einen Ausgleichschritt, kann es erforderlich sein, dass Tori seine Distanz zu Uke neu einstellen muss.

Doch gerade am Anfang ist es schwer zu erkennen wann solche Anpassungen erforderlich sind und wann sie das Prinzip der Kata selbst verändern.

Es ist daher wichtig einen erfahrenen Shidôshi zu haben, der einem auf dem eigenen Budô hilft.

Scheut euch daher auch nicht im Training nachzufragen, falls etwas mal nicht funktioniert.

Ist es der Shidôshi?

Auch der Shidôshi ist maßgeblich daran beteiligt wenn eine Kata nicht funktioniert. Es kann also durchaus sein, dass die vorgezeigte Technik auf den ersten Blick beeindruckend und absolut sicher aussah, aus der Perspektive der eigenen Anwendung heraus jedoch einige Lücken offenbart.

Doch denkt immer daran, dass der Shidôshi mit der Kata, die unterrichtet wird, ein Trainingsziel verfolgt. 
Er trainiert beispielsweise bewusst eine Ausführung der Kata, die es Uke ermöglicht eine spezielle Gegentechnik anzuwenden.
Vielleicht liegt das aber gerade daran, weil diese Gegentechnik als Nächstes trainiert werden soll.
Es kann aber auch sein, dass er in diesem Training besonderen Fokus auf die richtige Distanz oder das richtige Timing legt. Um dies zu veranschaulichen, verdeutlicht der Shidôshi die Ausführung bewusst zu Gunsten des gewählten Fokus.
Versucht daher immer auch zu erkennen, was der Shidôshi erklären will und vertraut darauf, dass es einen Grund gibt, warum gerade diese Kata, in gerade dieser Ausführung trainiert wird.

Was ist die Lösung?

All die voranstehenden Punkte werden euch sicher helfen. Es gibt aber abschließend nur ein grundlegendes und allgemein gültiges Prinzip, um besser zu werden.

 

Durchhalten und nicht aufgeben!

 

 

Im Japanischen gibt es ein Sprichwort: "七転び八起き" (Nana Korobi Ya Oki)

Es bedeutet "Sieben mal fallen, acht mal wieder aufstehen"

 

Gebt also nicht auf. Bleibt dabei, trainiert weiter und gebt euer Bestes. 

So gewinnt man.

 

Nicht umsonst bedeutet das 忍 (Nin) aus 忍術 (Ninjutsu) Durchhalten, Ausdauern.

 

Ganbatte Buyû

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